
Armutsforscherin Dawid: „Armut führt zu prekären Wohnverhältnissen“
Sozialwissenschaftlerin Dr. Evelyn Dawid warnt vor einer Verschlechterung der Wohnverhältnisse durch eine Kürzung der Mindestsicherung. „Wenn das Geld nicht reicht, muss man sich mit immer kleineren, schlechteren und gesundheitsgefährdenden Wohngelegenheiten zufrieden geben“, betont Dawid. Sie verweist auf versteckte Wohnungslosigkeit, die bei Armut entsteht und insbesondere Frauen trifft.
Gesundheitliche Beeinträchtigungen
Eine leistbare Wohnung zu finden, sei derzeit eines der größten Probleme, mit denen armutsbetroffene Menschen in Österreich konfrontiert seien, so Dawid. Armut lasse Menschen oft keine andere Wahl als in überbelegten und teilweise sogar schimmelbefallenen Wohnräumen zu leben, ohne Rückzugsgelegenheiten. Häufige Folgen von solchen prekären Wohnverhältnissen seien Spannungen in den Familien, Lernschwierigkeiten der Kinder sowie gesundheitliche Beeinträchtigungen, erklärt Dawid.
Versteckte Wohnungslosigkeit
Dass Frauen seltener akut obdachlos sind als Männer, liege daran, dass sie öfter „private“ Lösungen finden, so Dawid: „Armutsbetroffene Frauen wohnen z. B. bei den Eltern, bei Freundinnen oder bleiben sogar bei einem gewalttätigen Partner, um dem Leben auf der Straße zu entgehen. Die aktuelle Situation zwingt noch mehr Frauen, aber auch immer häufiger Männer zu solchen Auswegen“, kritisiert die Armutsforscherin und sie verweist darauf, dass steigende Wohnkosten diese versteckte Wohnungslosigkeit in den vergangenen Jahren habe ansteigen lassen.
Besonders betroffen: Geflüchtete
Laut Dawid haben es Flüchtlinge auf dem Wohnungsmarkt bereits jetzt besonders schwer. Eine Kürzung der Mindestsicherung für Menschen mit Fluchtgeschichte würde ihre Chancen auf passable Wohnbedingungen noch weiter schmälern.
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