
Videobotschaft des Holocaust-Überlebenden Rudolf Gelbard zur Regierungsbildung
Rudolf Gelbard gehört zu den letzten noch lebenden Zeitzeugen des Holocaust. Jetzt wendet sich der 86-jährige mit einem Videoappell an die Öffentlichkeit. Gelbard zeigt sich tief betroffen darüber, dass in Österreich eine Partei in die Regierung kommen könnte, die von rechtsextremen Burschenschaftern durchsetzt ist.
„Wahlausgang trifft mich besonders“
„Meine Familie wurde zum Großteil ausgerottet. Und darum trifft mich das besonders, dass durch den jetzigen Wahlausgang eine Partei stark gewonnen hat, die von Burschenschaften durchsetzt ist. Ich möchte einige Beispiele bringen, warum mich das so irritiert“, startet Gelbard seine Videobotschaft.
„Nazi-Kriegsverbrecher auf Burschenschafter-Ehrenlisten“
Gelbard zählt Fälle von Burschenschaftern auf, die an Nazi-Kriegsverbrechen beteiligt waren und die nach wie vor in den Ehrenlisten und Ehrentafeln ihrer Burschenschaften stehen würden. Besonders erschüttert zeigt sich der Holocaust-Überlebende über den Skandal rund um die von der FPÖ mitfinanzierte freiheitliche Burschenschafterzeitschrift „Aula“, die ehemalige KZ-Häftlinge als „Massenmörder“ und „Landplage“ bezeichnet hatte und dafür zibilrechtlich verurteilt wurde.
„FPÖ gehört nicht in Bundesregierung!“
Zum Abschluss seiner von SOS Mitmensch aufgezeichneten Videobotschaft richtet Gelbard einen eindringliche Appell an die Menschen in Österreich und an die österreichische Politik: „Eine solche Partei, die von solchen Leuten durchsetzt wird, nämlich diesen Burschenschaftern, gehört nicht in die österreichische Bundesregierung!“
Zur Person
Rudolf Gelbard kam 1930 in Wien zur Welt. Er wurde im Alter von 12 Jahren von den Nazis in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Neunzehn Mitglieder seiner Familie wurden während der Nazizeit ermordet. Gelbard überlebte den Holocaust und setzte sich Zeit seines Lebens für Geschichtsaufklärung ein. Für seine Verdienste und seine Vortragstätigkeit wurde er von der Republik Österreich und der Zivilgesellschaft mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt.
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Offener Brief an Van der Bellen, Kurz und Kern im Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Bundespräsident Van der Bellen,
Sehr geehrter Herr ÖVP-Obmann Kurz,
Sehr geehrter Herr SPÖ-Obmann Kern,
die Wahl ist geschlagen. Jetzt steht es in Ihrer Verantwortung eine vertrauenswürdige Regierung zu bilden. KEIN Vertrauen verdient, wer in einem Naheverhältnis zu Extremismus, Rassismus und ewiggestrigen Zirkeln steht.
Neueste Recherchen zeigen: Die Spitzen der FPÖ rund um Strache, Hofer, & Co. sind eng mit neonazinahen Kreisen verstrickt. Es handelt sich nicht um Einzelfälle, sondern um einen systematischen Vertrauensbruch an der österreichischen Bevölkerung und an unserer Demokratie.
Die von der FPÖ geförderten und finanzierten neonazinahen Kreise beschimpfen KZ-Überlebende, verherrlichen Nazigrößen, verachten Demokratie und verbreiten Antisemitismus, blanken Rassismus und tiefe Frauenfeindlichkeit. Diese Kreise sympathisieren offen mit verfassungsfeindlichen und neonazistischen Organisationen.
Es steht viel auf dem Spiel. Wir rufen Sie, als Verantwortungsträger unserer Republik, eindringlich auf, Ihrer Verantwortung und Ihren bisherigen Aussagen gegen Extremismus und Rassismus gerecht zu werden:
• Lassen Sie keinen Regierungspakt mit Parteien zu, die neonazinahe Kreise finanzieren und fördern!
• Sagen Sie ganz klar NEIN zur Vergabe von Ministerämtern an Rechtsextreme und Hetzer!
Es dürfen in Österreich keine Personen an die Hebel der Macht gelangen, die sich extremistischen und ewiggestrigen Zirkeln mehr verpflichtet fühlen als der österreichischen Bevölkerung!
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Pollak
SOS Mitmensch, Sprecher
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